Das überlichte Licht – Jazzsuite

Jazz-Suite von Christoph Georgii

Christoph Georgii Trio feat. Uwe Steinmetz

Foto: Diana Tischler 

„Das überlichte Licht“, “Die Seel ist’s, die nach Hause reist” oder „Keine wahre Ruh“: Die Titel der 11-sätzigen Suite gehen auf den barocken Dichter Angelus Silesius und seine Auseinandersetzung mit der Vergänglichkeit des Lebens zurück. Harmonik und Motive des Komponisten Hugo Distler (1908-1942) werden aufgegriffen und durch die Musizierweise des modernen Jazz in die Gegenwart transferiert: Aufwühlende Solos, sphärische Klanggemälde, wilde Klageschreie, lamentierende Melodien und ekstatische Rhythmen verbinden sich zu einer persönlichen und leidenschaftlichen Klangsprache.

Totentänze
Im ausgehenden Mittelalter wurden auf Friedhofsmauern und Kirchenwänden riesige Bilderfriese – sogenannte Totentänze – platziert, die den Schrecken des plötzlichen Todes versinnbildlichen. Der Tod wird als eine Instanz präsentiert, die ohne Ansehen der Person Arm und Reich, Bischof und Bettelmann ins Totenreich geleitet. Dabei wird das Bedürfniss der Armen nach Gerechtigkeit befriedigt. „Die da oben“ sind genauso betroffen, ihre Macht und ihr Reichtum nützen am Ende nichts. Die Totentänze sind ein Symbol für den Ruf zur Buße, für die Aufgabe von Standesdünkel und sozialer Ungerechtigkeit sowie zur Einkehr und Todesbereitschaft.

Musik
Inspiriert unter anderem vom „Lübecker Totentanz“ in der Marienkirche Lübecks komponierte Hugo Distler (1908 – 1942) seinen Totentanz für Chor: Dabei handelt es sich um kurze Chorverse aus dicht gedrängtem melodischen und rhythmischen Material, das Distler ohne größere Durchführungen präsentiert.
Christoph Georgii greift in seine Jazz-Suite Melodien und Rhythmen aus Distlers Komposition auf: Insbesondere Distlers Harmonik weist viele Parallelen mit dem moderneren Jazz auf, so dass sein Werk eine reiche Inspirationsquelle für Jazzimprovisationen darstellt. Grundlage der einzelnen Sätze ist zudem der von Distler vertonte Text aus dem „Cherubinischen Wandersmann“ von Angelus Silesius (1624 – 1677).

Satzfolge / Texte

1. Lass alles, was du hast
Lass alles, was du hast, auf dass du alles nehmst! Verschmäh die Welt, dass du sie tausendfach bekömmst! Im Himmel ist der Tag, im Abgrund ist die Nacht. Hier ist die Dämmerung. Wohl dem, der‘s recht betracht!

2. Was trotz’st du dann soviel
Mensch, die Figur der Welt vergeht mit der Zeit. Was trotz’st du dann soviel, was trotz‘st du dann auf ihre Herrlichkeit?

3. Das überlichte Licht
Das überlichte Licht schaut man in diesem Leben nicht anders, als wenn man schier ins Dunkle sich begeben.

4. Der Leib
Dein bester Freund, dein Leib, der ist dein ärgster Feind, er bind’t und hält dich auf. Dein bester Freund, so gut er’s immer meint.

5. Die Seel’ ist’s, die nach Hause reist
Die Welt ist deine See, der Schiffmann Gottes Geist, das Schiff dein Leib, die Seel ist’s, die nach Hause reist.

6. Der Reiche dieser Welt
Der Reiche dieser Welt, was hat er für Gewinn, dass er muss mit Verlust von von seinem Reichtum ziehn?

7. Das kurze Nun
O Sünder, wann du wohl bedächtst das kurze Nun. Und dann die Ewigkeit! Du würdst nichts Böses tun!

8. Du musst auch überwinden
Freund, streiten ist nicht g’nug,du musst auch überwinden, wo du willst ew’ge Ruh und ew’gen Frieden finden!

9. Noch kleiner als klein
Die Seele, welche hier noch kleiner ist als klein, wird in dem Himmelreich der schönste Engel sein.

10. Auf, auf, der Bräutgam’ kömmt
Auf, auf, der Bräutgam’ kömmt. Man geht nicht mit ihm ein, wo man des Augenblicks nicht kann bereitet sein.

11. Keine wahre Ruh
Die Seele, weil sie ist geborn zur Ewigkeit, hat keine wahre Ruh in Dingen dieser Zeit. Drum ist’s verwunderlich, dass du die Welt so liebst und aufs Vergängliche dich allzusehr begibst.

CD In Spirit 2014

CD In Spirit 2014

Eine Dokumentation des klingenden Jazz-Jahres zu Reformation und Politik

mit Konzertausschnitten aus Hamburg, Halle/Saale, Göttingen, Berlin u.a.
mit Waves, Pascal von Wroblewsky, Christoph Georgii Trio u.a.
(Edition Jazz aus Kirchen, Kulturbüro des Rates der EKD, 2014, Hrsg. Edition Jazz aus Kirchen und Kulturbüro des Rates der EKD)
Vertrieb: Kulturbüro des Rates der EKD
E-Mail: kultur@ekd.de
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